Wie sind Sie zum Schmuck gekommen?
Das liegt auf der Hand! Mein Vater, Rainer Luppold und meine Mutter Brigitte Luppold gründeten 1958 mitten in Pforzheim die Schmuckfabrik Rainer Luppold. Das Geschäftsleben mit allem Drum und Dran prägte unsere Familie. Wir Kinder, meine zwei Brüder und ich, wuchsen quasi mit dem Geschäft der Schmuckherstellung, dem Verkauf von Schmuck bei Einzelhändlern und Messen, auf. Wir waren dadurch automatisch in alltägliche Prozesse eingebunden.
Mich faszinierte schon immer das Handwerkliche. Das ist mir in die Wiege gelegt worden, weit zurück gibt es in unserer Familie Goldschmiede. Das spürte ich auch während meiner Ausbildungszeit, denn viele Goldschmiedische Arbeiten waren mir von vorne herein klar und wohlbekannt.
• Was prägt Sie in Ihrer Goldschmiedezeit besonders?
Das Material und dessen Bearbeitung. Jeder Goldschmied weiß um die Faszination der Materialien, die genau das ausmachen Schmuck am Körper zu tragen. Gold und Edelsteine in den Händen formen zu dürfen, sodass die Trägerin oder der Träger des Schmucks sich damit identifizieren können, fordert jedes Mal aufs Neue. Genau das fand ich in meiner Lehrzeit bis heute als Glück, dass ich das richtige Gespür dafür habe.
• Wie kann man sich einen täglichen Goldschmiedemeister-Ablauf vorstellen?
Jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Zum Beispiel mit einem neuen Auftrag. Da werden auch mal persönliche Informationen ausgetauscht. Die sind mir für den Schmuckentwurf oder eine Umarbeitung sehr wichtig. Meine Philosophie ist, den Schmuck eben nicht nur als materielle Erscheinung ohne eigene Seele herzustellen. Sondern die Wertigkeit nach außen zu tragen. Ich habe es noch nie erlebt, dass hinter einem Auftrag keine Geschichte steht. Das Persönliche gibt mir den ersten Impuls zur Gestaltung.
Deshalb: Wie ein leeres Blatt Papier, beginnt es erst einmal mit dem Erkennen was meine Kunden und Kundinnen wünschen. Dann wird es gemeinsam grob aufs Papier gebracht.
• Was gehört alles zur Goldschmiedearbeit dazu?
Für mich jede Menge! Ich konnte mich noch nie mit wenig zufriedengeben. Da bin ich der klassische Perfektionist. Kein Tag wo ich mich nicht mit neuer Technik oder Möglichkeiten beschäftige. Eben vom Entwurf bis zur Überreichung des Schmucks gehören sehr viele Schritte. Und was mich besonders stolz macht ist, dass ich einerseits auf die alte bewährte Goldschmiedekunst zurückgreifen kann und zeitgleich mit neuesten technischen Mitteln wie CAD oder Laser arbeite. Es lässt sich perfekt verbinden, aber nur, wenn man das Handwerk von der Pike auf versteht. Und das ist bei mir, ohne mir selbst auf die Schultern zu klopfen, der Fall. Dafür danke ich auch der Beharrlichkeit meines Vaters, der mich ein wenig in meinen Beruf schupsen musste.
• Wo entstehen all die schönen Schmuckstücke?
Hier an meinem Goldschmiedetisch, in unserem Atelier in Baden-Baden. Die Werkstatt befindet sich offen im Raum. Jeder der sich für meine Arbeit interessiert, kann mir über die Schulter schauen. Entweder an meinem PC beim Konstruieren oder am Tisch beim Schweißen, feilen, sägen, schleifen. Dank meiner langen Erfahrung verfüge ich über fast alle Geräte hier im Haus. So wenig wie möglich gebe ich in fremde Hände. Zum Beispiel schwierige Fasserarbeiten bekommen nur erfahrene und mir wohlbekannte Handwerker von mir in Auftrag. Meist bringe ich den Schmuck persönlich dort hin, weil mir der fachliche Austausch wichtig ist. Neunzig Prozent der Schmuckarbeiten verlassen allerdings nicht meine Werkstatt. So kann ich auch meinen hohen Qualitätsstandart für meine Kunden und Kundinnen gewähren.
• Ist das denn überhaupt bezahlbar?
Genau deshalb ja! Viele glauben, dass meine Schmuckstücke unbezahlbar sind. Es ist das Gegenteil der Fall. Gerade weil ich keine Wiederverkäufer brauche und auf Masseneinkauf, etc. verzichten kann, sind meine Schmuckstücke bezahlbar. Zudem wird bei mir grundsätzlich vorweg geklärt wie weit das Budget gehen darf. Und daran kann ich mich, eben dank meiner persönlichen vor Ort Arbeit, halten. Jeder Auftrag ist mir genauso viel Wert. Ob es ein kleiner Silberanhänger ist oder ein edler Diamantring, es ist für mich immer etwas Besonderes.
• Es ist also ein Erlebnis bei Ihnen Schmuck zu kaufen?
So kann man es nennen. Man erlebt in der Tat mit wie der Schmuck entsteht und kann an der ein oder anderen Stelle noch "mitfeilen". Ich halte mit meinen Kunden und Kundinnen bei einer Entstehung Kontakt und so ist manchmal der Entwurf ein recht umfangreicher Prozess, bis ich dann am Goldschmiedetisch loslege. Und das ist genau das was mir so viel Freude bereitet. Jeden Tag werde ich dafür belohnt. Nichts Schöneres, die strahlenden Gesichter zu sehen, wenn der Schmuck hier bei uns auf dem Tisch liegt und endlich getragen werden kann.
• Gibt es auch fertige Schmuckstücke zu kaufen?
Ja, jede Menge sogar! Ich produziere ständig neuen Schmuck für unsere Kollektion. Es kommt häufig vor, dass mich die Aufträge zu neuen Stücken inspirieren und das wird gleich umgesetzt. Wir freuen uns, hier eine große Bandbreite zu präsentieren. Es gibt also genügend schöner Schmuck, den wir direkt anbieten können. Und sollte noch eine Kleinigkeit daran geändert werden müssen, kein Problem! Die Werkstatt steht bereit. Da kann mir gleich die neue Besitzerin oder der Besitzer dabei zuschauen, wie ich vielleicht den Ohrstecker passend verändere.
• Gehört der Schmuck und Uhren Service dazu?
Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden Schmuckservice wie Reinigung, Pflege und Ausbesserungsarbeiten an. So wie wir uns auch im Laufe der Zeit verändern, tut es auch der Schmuck. Ringe größer und kleiner zu machen, wenn sie nach einer gewissen Zeit nicht mehr passen, ist selbstverständlich. Neue Fassungen für alte schöne Edelsteine gehören zu meiner Hauptaufgabe. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Ich lass mich gerne auf neue Herausforderungen ein.
• Von Pforzheim nach Baden-Baden, warum?
Ich muss immer lachen, wenn der Standartspruch kommt: „Sie sind doch bestimmt wegen der Russen und reichen Bewohnern hierhergezogen.“Nein, weder noch. Als ich meine jetzige Frau nach 34 Jahren wieder getroffen habe, war uns beiden relativ schnell klar, dass wir in unserem zwischenzeitlich fortgeschrittenen Alter eine gemeinsame Bleibe finden wollen.
Nachdem ich 1995 in Pforzheim die Firma meines Vaters übernommen habe und 2003 nach Tiefenbronn gezogen bin, um dort ein Atelier mit Werkstatt zu eröffnen, gab es nun für uns nur zwei Optionen: Tiefenbronn oder Baden-Baden. Das war also eine ganz persönliche und rein emotionale Entscheidung.
Baden-Baden lag sozusagen auf der Hand und im Herzen. Meine Frau wohnte hier schon bereits 30 Jahre. Mir erging es dann wie wahrscheinlich vielen. Wer diese Stadt näher kennen lernen darf, möchte hier leben und nicht mehr weg. So haben wir 2015 nicht nur geheiratet, sondern sind drei Monate später mit Atelier, Werkstatt und Wohnung hierhergezogen.
So werden Träume wahr und der Mut von uns beiden hat sich gelohnt. Dafür sind wir jeden Tag dankbar. Wenn ich meine Goldschmiedearbeit in so einem schönen Ambiente ausüben kann und meine Frau ihre Kreativität mit all den Fotos und vielem anderen mitarbeitet, dann sind wir oft noch berührt und demütig. Ich glaube das zeichnet unseren jetzigen und bleibenden Erfolg aus.